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Arbeiterolympiade Antwerpen

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Die Olympischen Spiele in Berlin im Jahr 1936 wurden angesichts der deutschen NS-Machthaber international bereits kritisch gesehen, viele Staaten überlegten einen Boykott. Die zu erwartende Propaganda, die nicht vorhandene Pressefreiheit und der offene Rassismus ließen sich mit den olympischen Idealen nicht vereinbaren.

Angesichts der schwierigen Lage der Arbeitersportorganisationen, diese waren in Österreich, Deutschland und Italien bereits dem Faschismus zum Opfer gefallen, überlegte man, in Barcelona eine alternative „Volksolympiade“ abzuhalten. Es wurde die Hoffnung gehegt, damit Hitlerdeutschland die Show zu stehlen, noch dazu wo diese Veranstaltung zeitlich knapp vor den Spielen in Berlin angesetzt war. Barcelona wäre zudem beinahe Austragungsort der olympischen Spiele geworden, es unterlag Berlin erst bei der Stichwahl. Man hoffte auf zahlreiche Boykotte Berlins und folglich der Teilnahme an der „Volksolympiade“. Freilich wäre es keine klassische Arbeiterolympiade mehr geworden. Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt – auch aus bürgerlichen Vereinen und Nationalmannschaften wären startberechtigt gewesen.


Volksolympiade 1936

Als erste erklärte die Spanische Republik, nicht an den Berliner Spielen teilzunehmen und lud die ganze Welt vom 22. bis zum 29. Juli 1936 nach Barcelona ein. Auch das CSIT, die internationale Arbeitersportorganisation, stand hinter diesem Vorhaben, sei es auch unter Verzicht auf reine „Arbeiterspiele“. Zu dieser Gegenolympiade kam es nicht, angefangen bei den USA, beschlossen zahlreiche nationale olympische Comités, mit ihren Teams doch in Berlin anzutreten.

„Bei den teilnehmenden Mannschaften handelte es sich zwar nicht um die offiziellen Nationalmannschaften, doch hatten insgesamt 6.000 SportlerInnen aus 22 Ländern ihre Teilnahme angekündigt. Darunter waren auch etliche namhafte Athleten, die sicher auch in Berlin Medaillenchancen gehabt hätten. In den USA, Großbritannien und Frankreich riefen Arbeitersportverbände und Gewerkschaften ihre SportlerInnen auf, statt in Berlin in Barcelona teilzunehmen, den Beschlüssen ihrer jeweiligen NOK zum Trotz, und nicht wenige folgten dem Ruf. Es gelang sogar, jeweils eine deutsche und italienische Auswahl zusammenzustellen. Zum Teil handelte es sich um SportlerInnen im Exil, es gab aber auch solche, die ganz bewusst in Kauf nahmen, ihr Heimatland nicht mehr wiedersehen zu können bzw. nach der Rückkehr aus Barcelona in größte Schwierigkeiten zu geraten. Einer ganzen Reihe von deutschen bzw. italienischen AthletInnen wurde die Ausreise verwehrt; andere landeten später in Haft, oder im KZ.

Eine Ersatzveranstaltung für die ausgefallene Volksolympiade fand schließlich 1937 in Antwerpen statt, dieses Mal wieder als „Arbeiterolympiade“. Sie sollte die letzte bleiben.“ (Matthias Seiffert)

Die Eröffnungsfeier stellte zugleich das Ende der Olympiade dar, da am selben Tag das spanische Militär in Barcelona putschte und der Spanische Bürgerkrieg ausbrach. Einige Teilnehmer konnten wegen geschlossener Grenzen erst gar nicht Barcelona erreichen; diejenigen, welche bereits in der Stadt waren, verließen sie schnellstmöglich. Jedoch blieben mindestens 200 Athleten, die meisten davon Deutsche und Italiener, in Spanien und schlossen sich den Milizen an, um die spanische Republik zu verteidigen.

Antwerpen 1937 – die 3. Arbeiterolympiade

Was nach dem gescheiterten Versuch in Barcelona übrig blieb, war die Verlegung der Arbeiterolympiade – zeitlich wie örtlich – und so fanden diese Spiele letztlich vom 25. Juli bis zum 1. August 1937 in Antwerpen statt. Die Sozialistische Arbeitersport-Internationale erließ den Aufruf an die gesamte „Weltarbeiter-Sportjugend“. Diesmal lud man erstmal auch die sowjetische Organisation und mit ihr die „Rote Sportinternationale“ im Sinne des gemeinsamen Auftretens gegen den Faschismus ein. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Gegen Krieg und Diktatur, für Arbeit, Freiheit und Demokratie".

Es gab dabei durchaus Einsprüche gegen die Teilnahme der sowjetischen Sportler aus politischen Gründen. Was sich jedenfalls zeigte, war deren sportliche Überlegenheit, das hat ein gewisses „Profiwesen“ als wahrscheinlich erscheinen lassen.

Ein Highlight dagegen war das Eintreffen der spanischen Delegation. Sie wurde stürmisch begrüßt, repräsentierten sie doch die Spanische Republik, die sich im Bürgerkrieg gegen den Franco-Faschismus befand. Die Losung der Spanier lautete „No Pasaran!“ – „Sie kommen nicht durch!“, demonstrativ schlossen sich beim Aufmarsch viele Arbeitersportler an – ein Zeichen internationaler Solidarität.

Allerdings konnten auch die 20.455 Aktiven trotz aller Parolen – „Uns gehört die Zukunft“ war das Thema des Festspiels – den in Europa im Vormarsch befindlichen Faschismus nicht aufhalten.

Antwerpen blieb die letzte Arbeiterolympiade.



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