Main area
.

Tirol

Erst Radfahren, dann Karl Marx

In Tirol war die Bevölkerung in der Zeit, da die Arbeitersportorganisationen in den Städten schon aktiv waren, überwiegend bäuerlich geprägt, die christlich-konservative Regierung verhielt sich ablehnend bis feindselig. Nur in wenigen Orten war die Arbeiterschaft so stark, dass die Sozialdemokraten in den Gemeinden vertreten waren. Das stellte damals eine wichtige Voraussetzung für die Gründung von Arbeiterorganisationen dar. Zu diesen Orten zählte neben der Landeshauptstadt Innsbruck auch Jenbach, Häring Kufstein, Wörgl, Kramsach oder Kitzbühel.

In Innsbruck war es auch, wo sich der erste Verein gründete – und zwar der Arbeiterradverein „Wanderer“ im Jahr 1896. Ihm folgte 1902 der ARV „Lassalle“, ebenfalls in Innsbruck. Weitere Radvereinen entstanden in Wörgl (1903) und Häring (1919).

… dies unterliegt keinem Anstand …

1906 gelang es Ludwig Passamani, einem der bekanntesten Schwerathleten dieser Zeit, den „Arbeiter Stemm- und Turnverein Karl Marx Innsbruck“ zu gründen. Mit welchem Widerstand Arbeitersportvereine seitens der Deutschnationalen Vereine zu rechnen hatten zeigt die Chronikeintragung von 1906: „In der Gemeinderatssitzung am 20. November hat bekanntlich GR Lauterbacher das Ersuchen gestellt, auch den Arbeiter Stemm- und Turnverein  „Karl Marx“ bei Vergebung der Turnhallen zu berücksichtigen, und hat Bürgermeister Greil damals erklärt, dass dies keinem Anstand unterliege … Wie uns von turnerischer Seite mitgeteilt wird, haben dagegen der deutschtirolische Turngau und der Tiroler Turngau protestiert.“

Unter solchen Vorzeichen ging die Entwicklung des Tiroler Arbeitersports nur schleppend vor sich. Nach dem 1. Weltkrieg war die Zäsur so stark, dass gerade einmal ein einziger Verein „überlebte“ – der ATV Innsbruck. Hatte der Arbeitersport im Osten Österreichs sein bürgerliches Pendant bereits überflügelt, so ging in Tirol die Entwicklung nur schleppend vor sich.

Neben Fußball und Turnen konnten die Arbeiter auch andere Sportarten ausüben. Leichtathletik, Handball, Faustball, Schwerathletik, Faltbootfahren und Wintersport boten die Vereine an. Für den ATVI gab es auch einen Schwimmtermin im städtischen Hallenbad (1929 eröffnet). Die meisten Mitglieder faden sich jedoch in den Radfahrvereinen.

Die größte Veranstaltung der Tiroler „Turngenossen“ war das Turnfest des 18. Kreises (Oberösterreich, Salzburg, Tirol) des Arbeiter Turn- und Sportbundes mit Gästen aus Bayern im Juli 1928 in Innsbruck.

Link zu Menschen:

-Germanus Theiß

1907-05-01

Herr Josef Holzhammer sprach heute Vormittag beim Adambräu über die Bedeutung des 1. Mai und erinnerte an den Beginn der sozialdemokratischen Bewegung in Innsbruck, die auf 33 Jahre zurückreicht; s.a. 02.05. Der Maiumzug der sozialdemokratischen Partei fand bei dichtem Schneegestöber statt, wies aber dessen ungeachtet eine sehr starke Beteiligung auf. Er wurde vom Arbeiter-Radfahrverein „Lasalle“ und der Musik eröffnet, dann folgten der Reihe nach der Arbeiter-Turnverein „Karl Marx“, der Arbeiter-Gesangsverein mit Fahne, die Buchdrucker, Buchbinder und Lithographen … Bauhilfsarbeiter … und endlich die italienischen Arbeiter …. Im Zuge sah man wieder zahlreiche rote Fahnen und Tafeln mit den Aufschriften „Heraus mit dem Landtagswahlrecht!“, „Hoch der Maximalarbeitstag!“ u.s.w.

Die ASKÖ Tirol heute:

ASKÖ-Tirol Präsident Dkfm. Heinz Öhler:

"Anlässlich der 125-Jahr-Feier Arbeitersport sei ein geraffter Rückblick auf die nun bald 100-jährige Geschichte der ASKÖ-Tirol erlaubt. Unser Landesverband wurde damals mir 5 Vereinen gegründet. Ende 1931 waren bereits 36 Vereine bei der ASKÖ-Tirol gemeldet. Durch die schweren Kriegsjahre wurden die anfänglichen Strukturen wieder vernichtet und es kam zu einer Neugründung im Jahr 1945. Ein Jahr später, 1946, konnten dann bereits wieder 30 Mitgliedsvereine gezählt werden. Im Jahr 1990 waren es dann bereits über 190 Vereine.

Die ASKÖ-Tirol hat sich also in den letzten Jahrzehnten rasant weiterentwickelt. Heute zählt die ASKÖ-Tirol über 500 Mitgliedsvereine mit über 43 000 aktiven Mitgliedern.

Die immer größer werdende Anzahl an Mitgliedsvereinen, neuen Sportarten, neuen Projekten und auch der immer mehr an Bedeutung gewinnende Bereich der Gesundheitsförderung/des Gesundheitssports haben die ASKÖ-Tirol zu einem wichtigen Player in der Tiroler Sportszene gemacht.

Der organisierte Sport mit all seinen VereinssportlerInnen und immer noch vorrangig ehrenamtlichen FunktionärInnen und TrainerInnen spielt für ganz Österreich eine enorm wichtige Rolle. Nur die Sportvereine ermöglichen es ein, flächendeckendes und leistbares Sportangebot in ganz Österreich zu gewährleisten. Als ASKÖ-Tirol ein Rädchen dieses „Meisterwerks des organisierten Sports“ zu sein erfüllt uns mit Stolz. Ziel muss es sein, auch in Zukunft, diese Sportkompetenz zu erhalten und auszubauen."

LGF Claudia Stern:

Wie siehst du deinen Landesverband in deinem Bundesland positioniert?

Die ASKÖ-Tirol ist sehr breit aufgestellt. Neben der Betreuung und Beratung unserer Mitgliedsvereine gibt es ein vielfältiges Schulungsangebot in allen wichtigen Sport- und Bewegungsbereichen. Es werden regelmäßig Funktionärsschulungen und/oder Aus- und Fortbildungen zur Qualifizierung unserer TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen in Tirol angeboten.

Welche Schwerpunkte hat dein Landesverband aktuell, worauf bist du besonders stolz?

Schwerpunkt ist sicherlich die direkte Vereinsförderung. Wir versuchen möglichst viel Fördergeld gezielt in die Nachwuchs- und Trainerarbeit zu investieren. Auch die Gewinnung und Weiterbildung von FunktionärInnen ist uns sehr wichtig, da es zukünftig mit Sicherheit schwieriger werden wird, Personen für  ehrenamtliche Funktionen in Vereinen zu gewinnen.

Stolz bin ich auf unser Projekt „Sport und Bewegung für onkologische PatientInnen“. Das Projekt wurde 2011 gestartet und vom Sportministerium für 2 Jahre unterstützt. Wir haben es geschafft nachhaltig weiterhin unsere Sport- und Bewegungsprogramme in ganz Tirol für Personen nach Krebserkrankung anzubieten und uns als wertvollen Netzwerkpartner für die Tirol Kliniken, die TGKK und die Krebshilfe Tirol zu entwickeln.



zurück