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Turnen à la Jahn - Deutschnational, Antisemitisch

Der Arbeitersport, insbesondere die Arbeiter-Turnvereine, ist kein Phänomen, das zufällig entstanden ist. Das Turnen hat in Deutschland schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem im Bürgertum Verbreitung gefunden. Bloß die damit verbundenen Ziele waren völlig andere. Man sah in der sportlichen Ertüchtigung schlichtweg eine Möglichkeit, die Jugend für den Kampf zu ertüchtigen. Vor dem Hintergrund des herrschenden Nationalismus, der napoleonischen Kriege und der Opposition eines von wirtschaftlichen, sogenannten liberalen, Interessen bewegten Bürgertums gegen den Adel lautete die Maxime „deutsche Einheit“ und „Bürgerrechte“.

Die Organisationsform in Turnvereinen bot zudem eine der wenigen Möglichkeiten, gewissermaßen unter dem Tarnmäntelchen des gemeinsamen Sporttreibens zugleich politische Arbeit zu leisten. Diese wurde von der herrschenden Obrigkeit mit Argwohn beobachtet und immer wieder durch Restriktionsmaßnahmen behindert.

Interessant war auch der Ansatz, in dieser Turnbewegung die Standesunterschiede aufzuheben. Das führte dazu, dass auch Arbeiter in diesen Vereinen eine Heimstatt zu finden glaubten, leichte demokratische Ansätze waren vorhanden. Allerdings war die deutsch-völkische Ausrichtung, der Einfluss reaktionärer Kräfte und die Ablehnung der nicht-deutschen Völker des damaligen Österreich-Ungarn unübersehbar. Wer einer sozialdemokratischen Organisation angehörte war ohnehin ausgeschlossen.

In Österreich, vor allem in Wien bildete sich der „Turnkreis „Deutsch-Österreich“, der sich dem Deutschen Turnverein anschloss. Das Gedankengut eines Schönerer war prägend für die klare antisemitische Ausrichtung. Juden wurden nicht aufgenommen. Wenn man vor diesem Hintergrund einen Blick in die Zukunft wirft, war es auch kein Zufall, dass der „Juliputsch“ der Nazis im Jahr 1934 seinen Ausgang in der Turnhalle des Deutschen Turnerbundes 1919 fand.

Ein wesentlicher Grund der Ablehnung der Arbeiterbewegung sahen die „deutschen Turner“ in der internationalen Ausrichtung. So postulierte der Theoretiker Erwin Mehl in seinem „Grundriß des deutschen Turnens“ wörtlich: „Anhänger internationaler Richtungen haben kein sittliches Recht, dem „Deutschen Turnerbund 1919“ anzugehören.“


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