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Arbeitersportler bei Olympischen Spielen?

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Leistungssport wurde von der frühen Arbeitersportbewegung kritisch gesehen. Auch die Olympische Bewegung wurde von den Arbeitersportlern zunächst abgelehnt: Das kapitalistische Prinzip der Ausbeutung des einzelnen Menschen würde in diesem System „mit anderen Mitteln“ fortgesetzt werden, lautete eine Kritik. Stattdessen schufen sich die Arbeitersportler ihre eigene Olympische Bewegung: Die Arbeiter Olympiaden. Elemente der Olympischen Spiele wurden übernommen, doch die Ausrichtung sollte gänzlich anders sein: Die „Körperkultur“ wurde in den Mittelpunkt gerückt.

Nach dem zweiten Weltkrieg trat ein genereller Wechsel im Verhältnis zwischen Arbeitersport und bürgerlichem Sport ein: Statt strenger Trennung gab's nun Zusammenarbeit. Das Verhältnis zwischen Arbeitersport und olympischer Bewegung war auch nach dem zweiten Weltkrieg nicht von grenzenloser Begeisterung geprägt. 1952 heißt es im ASKÖ-Sport: „Der ASKÖ hat seine Stellung zu diesen Spielen und zu den Olympiaden überhaupt klar und deutlich bezogen. Der ASKÖ bekennt sich zum Gesamtsport in Österreich, er bekennt sich zur internationalen Zusammenarbeit mit allen Sportverbänden, er bekennt sich ebenso zur internationalen Zusammenarbeit, die ja am deutlichsten bei den Olympischen Spielen zutage tritt. […] Der ASKÖ hat keinen Augenblick gezögert, jene Sportler, die als Wettkämpfer für die olympischen Spiele in Betracht kommen, von anderen sportlichen Aufgaben zu entlasten. Er weiß, dass die Idee der olympischen Spiele ihre Bedeutung für die Ausbreitung des Sports in aller Welt hat, wird aber auch diese Bedeutung nicht überschätzen.“ (ASKÖ-Sport, 1952)

ASKÖ Präsident Franz Winterer nahm 1952 als Vizepräsident des olympischen Comités an den Winterspielen in Oslo teil; die Eiskunstläufer Helmut Seibt und Anneliese Schilhan sowie Kurt Oppelt und Sissy Schwarz zählten damals zu den Aushängeschildern der ASKÖ – Vereine. Helmut Seibt erzielte im Einzel die Silbermedaille, Sissy Schwarz und Kurt Oppelt mussten bis 1956 warten, wo sie im Paarlauf den Olympiasieg holen konnten. Auch andere bekannte Wintersportler wie der bekannte Skispringer Sepp „Bubi“ Bradl vom Skiclub Bischofshofen, später Werner Schwarz, Emmerich Danzer und Trixi Schuba traten damals als ASKÖ-Sportler an.

Die anfangs noch kritische Distanz wurde in den 1960er und 1970er Jahren schrittweise abgebaut. Winterers Tätigkeit im Olympischen Comité mag dazu beigetragen haben. Winterers Nachfolger als ASKÖ-Präsident, der Wiener Stadtrat Kurt Heller, nahm auch seine Funktion im Olympischen Comité ein und wurde Anfang der 1970er Jahre zum Präsidenten des Olympischen Comités gewählt. Heller wurde in der Folge zu einer der prägenden Persönlichkeiten der Olympischen Bewegung.


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