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1950 Wien - Das erste Nachkriegsfest

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Manche bezeichneten es als ein Wagnis und als verfrüht, als über die Abhaltung eines Bundesfestes nur wenige Jahre nach Kriegsende in den ASKÖ-Gremien diskutiert wurde. Dieses Wagnis wurde jedoch zum Erfolgsereignis. 7200 Aktive beteiligten sich im Lauf einer Woche an den Bundes- und Festmeisterschaften. In 24 Sportarten und 261 Bewerben wurden Wettkämpfe oder Schauvorführungen ausgetragen. Arbeitersportler und –sportlerinnen aus 10 europäischen Staaten waren zum Zeichen internationaler Solidarität bei den Wettkämpfen vertreten. Das Fest dauerte neun Tage und in ganz Wien wurde geturnt, gespielt und endlich wieder Freude am Sport gezeigt.

Einen fixen Bestandteil bildete – wie schon vor dem Krieg – eine Reihe von Massendarbietungen. Beim Kinder- und Jugendsporttag marschierten 4.000 Kinder und Jugendliche ins Wiener Stadion. Viel Anklang fanden auch sogenannte „Quer durch Wien“ Veranstaltungen der Paddler und Schwimmer auf dem Donaukanal.

ASKÖ-Vorsitzender Franz Winterer bezeichnete das Bundesfest als „das wahre Fest des Friedens“ nach langen und blutigen Jahren des Krieges und der Zerstörung.

Im Rahmen des Bundesfestes gab es auch eine Ausstellung der Stadt Wien, mit der die geplante Dimension des Wiener Sport- und Spielstättennetzes präsentiert wurde. Dieses Thema war für den ASKÖ ebenfalls enorm wichtig. Man vermerkte 1950 äußerst kritisch, dass zwei Kinder gerade einmal so viel Spielplatzfläche zur Verfügung haben wie für ein Huhn als Auslauf gerechnet wurde.

Dem Bundesfest und seiner Ausrichtung gingen im ASKÖ eingehende Diskussionen voran. Es ging um die inhaltliche Ausrichtung. Die ältere Generation wollte an die Tradition der Arbeiterolympiaden anknüpfen. Die damals vor allem in Wien antretenden Massen an SportlerInnen neuerlich zu mobilisieren erschien jedoch unmöglich. Ein wesentlicher Bestandteil war der Deutsche Arbeiter Turn- und Sportbund gewesen, der nach 1945 nicht wieder ins Leben gerufen wurde. Auch das sogenannte Spartendenken trat in den Vordergrund. Gemeint ist damit das Engagement vieler FunktionärInnen für eine Sportart, auch vermehrt geprägt vom Wettkampf- und Leistungsdenken. Die Interessen der einzelnen Sparten standen vielfach bereits über jenen des Gemeinschaftsgedankens.



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