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Sportpolitische Interessensvertretung

BSO-Präsidenten aus dem ASKÖ-Kreis: Peter Wittmann (2007-2013), Herbert Kocher (2013-2016) Wittmann Kocher (1).jpg

Die Zeit seit den 1990er-Jahren ist geprägt von sehr vielen Veränderungen in der Sportpolitik. Sportpolitisch ist der österreichische Sport auf Bundesebene ein Spielball geworden und wechselt sehr oft seine Ressortzugehörigkeit (Bildung, Gesundheit, Kanzleramt, Öffentliche Leistung und Sport, wieder Kanzleramt, Landesverteidigung), in kurzen Abfolgen wechseln auch die politischen Entscheidungsträger. Daher ist die Interessensvertretung des nicht-staatlichen Sports von größter Bedeutung, die ASKÖ-Vertreter leisten dabei schon immer einen konstruktiven Beitrag.

Hinzu kommen durch den Beitritt Österreichs zur EU zahlreiche Änderungen, die auch in den Sport wirken – z.B. arbeitsrechtliche Auswirkungen des Bosman-Falles, neue Werkvertragsregelungen, die Einführung der „540-Euro-Nebenverdienstregelung“ bzw. PRAE, Werbeabgabe, Zeltfestregelung, AKM, u.s.w. Am Gravierendsten zeigt sich dies bei zahlreichen Novellierungen des Bundes-Sportförderungsgesetzes seit 1998, die die Förder-Verwaltung in Bundes- und Landesverbänden erheblich veränderten.

Daher wird die sportpolitische Interessensvertretung immer wichtiger. ASKÖ-Vertreter engagieren sich seit vielen Jahren in den wesentlichen gesamtösterreichischen Sportgremien, an der Spitze in der Bundes-Sportorganisaton (BSO). Franz Löschnak ist von 1995 bis 2007 deren erfolgreicher Präsident (in seine Ära fallen etliche wichtige Entwicklungen), ehe ASKÖ-Präsident Peter Wittmann das Amt bis 2013 übernimmt. Danach folgt ASKÖ-Präsidiumsmitglied und Radsport-Vizepräsident Herbert Kocher, ehe 2016 Rudolf Hundstorfer BSO-Vorsitzender wird. Die BSO wird in den vergangenen Jahren vielfach kritisiert, leistet aber sehr wichtige Hintergrundarbeit für den Sport. Auf das Gleichgewicht zwischen den einzelnen Fachverbänden (mittlerweile 60 an der Zahl) und den Dachverbänden (ASKÖ, ASVÖ und Sportunion) wird besonders geachtet, auch das ÖOC und die Behindertenvertretungen Österr. Behindertenverband, Paralympisches Comité und Special Olympics sind voll einbezogen. In Summe zeigt sich, dass die handelnden Personen sehr gut miteinander können, wenn es um den gemeinsamen Nenner, den organisierten Sport, geht.

So können die BSO-Vertreter seit vielen Jahrzehnten immer wieder mit den jeweiligen Ministerien sinnvolle Kompromisse ausverhandeln. Löschnak und Fachratsvorsitzendem Theo Zeh gelingt es 1997 etwa, in Verhandlungen mit dem damaligen Sport-Staatssekretär Peter Wittmann eine bahnbrechende Novellierung des Bundes-Sportförderungsgesetzes zu vereinbaren, die in den 2000er-Jahren letztlich die Verdoppelung der Mittel bringen wird. Aber auch bei anderen Gesetzen (weitere Novellierungen des Fördergesetzes, Vereinsgesetz, Anti-Doping-Bundesgesetz), Verordnungen und Erlässen sind Beispiele dafür, für die Sportverbände mit ihren Vereinen machbare Lösungen zu erzielen.

Initiativen des Sport, wie beispielsweise die Forderung nach der täglichen Bewegungs- und Sportstunde, wurden in den letzten Jahren von der BSO initiiert und koordinert. Dabei ist jedoch immer zu erwähnen, dass die BSO die Speerspitze aller Fach- und Dachverbände sowie Sportverbänden mit besonderer Aufgabenstellung (ÖOC, ÖPC, Special Olympics) ist und diese Mitgliedsverbände Vertreter in allen Gremien der BSO entsenden. Ohne die gemeinschaftliche Arbeit und ein einheitliches Auftreten des Sports wäre vieles nie möglich gewesen.

Die Interessensvertretung für den gemeinnützigen Sport wird allerdings zunehmend schwieriger, da der allgemeine politische Trend, gemeinnützige Verbände und Vereine immer mehr mir wirtschaftlichen Unternehmungen gleichzusetzen und auch die Rahmenbedingungen ähnlich zu gestalten, schwer aufzuhalten ist. Projektorientierung, Standardisierungen, erhöhte Transparenz und vermehrte Kontrolle im Einsatz mit Fördermitteln sind seitens des Sports zu akzeptieren, dies darf jedoch nicht zu unnötigen adminsitrativen Verschärfungen führen. Man darf nicht vergessen: Der organisierte Vereins- und Verbandssport in Österreich wird zu über 90 % von ehrenamtlichen OrganisatorInnen gelenkt, die für das Gemeinwohl arbeiten. Diese Menschen würden nie so aktiv sein, würde man sie wie Kaufleute behandeln.



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