Auf diesen Grundlagen, die bis auf die Verbotszeit im Untergrund immer von einem Aufwärtstrend getragen war, gilt es weiter aufzubauen und für eine noch lange Zukunft zu sorgen.
Den traditionellen Arbeitersport im eigentlichen Sinn gibt es nicht mehr, denn heute können erfreulicherweise alle Menschen Mitglied werden, man schaut nicht mehr auf die Herkunft. Unsere Vereine sind seit vielen Jahre völlig offene Sportanbieter geworden. Damit stehen sie aber auch im Konkurrenzkampf mit anderen Sportanbietern und der Gesellschaftskrankheit Nummer eins - Bewegungsfaulheit und Übergewicht. Unsere Aufgabe als Verband ist es, für unsere Mitglieder Rahmenbedingungen auszuverhandeln und herzustellen, damit sie in diesem Umfeld bestehen können. Gemeinnützige Sportvereine mit hoher Ehrenamtlichkeit unterscheiden sich grundlegend von Firmen, daher benötigen sie auch eigene Bedingungen.
Statistiken und Tabellen belegen eindeutig, welche ungemein hohen Einsparungen dieser Vereinssport alleine für das Gesundheitssystem erbringt, einfach weil viele Menschen Sport betreiben. Es sind jährlich Milliardenbeträge. Und auch die Wirtschaft profitiert davon, dass viele Menschen Sport betreiben, Sportartikel benötigen, Stadien, Hallen und Sportplätze genutzt werden, damit der Sporttourismus angekurbelt wird, die größten Medienereignisse Sport als Grundlage haben etc. Auch hier werden Milliarden Euro Umsätze durch den Vereinssport generiert.
In Summe beträgt die Wertschöpfung, wenn man alles zusammenrechnet, 17 Milliarden Euro - jährlich! Ohne die permanente und nachhaltige Kraft des Vereinssports, aus der alles hervorkommt, würde der Gesellschaft somit vieles entgehen. Ich weiß, das klingt sehr auftragend, aber wenn es um die Zukunft unserer tausenden Sportvereine, der zigtausenden FunktionärInnen, der hunderttausenden SportlerInnen und der Anerkennung von Sport insgesamt als großer gesellschaftlicher Bereich geht, dann muss man die Fakten auch nennen und "ins Spiel bringen".
Erfolgreich werden wir in Zukunft aber nur dann sein, wenn wir uns weiteren Entwicklungen nicht verschließen und in Veränderungen nicht immer das Risiko, sondern auch die Chancen erkennen (so wie wir es schon immer gemacht haben). Die Technisierung bzw. Digitalisierung muss kein Schaden sein, wenn es darum geht, unsere Tätigkeiten und Leistungen erkennbar zu machen oder bessere Informationen in die Öffentlichkeit zu tragen. Neue Sportarten bzw. -aktivitäten bringen uns mehr Interessierte und damit mehr Mitglieder. Genauso ist es aber auch angesagt, gute und bewährte Sportarten bzw. Sportaktivitäten weiter zu promoten und zu unterstützen, denn schließlich sind wir im Sport auf das Bewährte auch stolz. Wurden vor Jahrzehnten nur einige Sportarten gekannt, so hat sich der Sportbegriff in letzter Zeit massiv erweitert, das ist gut so.
Am Wichtigsten erachte ich für unsere Zukunft, dass auch weiterhin das Gemeinsame gesucht wird, denn nur dann sind wir als Verband und als Bewegung auch in der Lage, große und gesellschaftlich wertvolle Impulse zu setzen. Nur dann können wir den Sport auch größer machen und ihm jene gesteigerte Anerkennung zukommen lassen, die notwendig wäre. Jeder, der meint, dass nur Zerschlagen einen Erfolg bringt, ist auf dem Holzweg.
Die letzten (ersten) 125 Jahre kann man nicht wegwischen, weil wir zurecht stolz auf das sein können, was geleistet wurde. All das hat aber nur Sinn, wenn es aufbauend darauf weiter geht. Und daher dürfen wir uns aktuellen Entwicklungen nicht verschließen, sondern sie aufnehmen und sogar mit innovativen Maßnahmen gestalten. Damit können in vielen Jahren unsere Nachkommen ebenfalls stolz auf das sein, was ab 2018 getan und gemacht wurde. Ich bin sehr optimistisch, dass dies so sein wird, denn ich bin vollkommen überzeugt, dass gemeinnützige Sportvereine und -verbände in den kommenden Jahren wieder mehr Zulauf bekommen werden. In Zeiten, da die Menschen durch Liberalisierungen immer mehr auf sich allein gestellt werden, wo permanente Arbeitsverhältnisse weniger werden, der Kommerz immer größer wird, können sportinteressierte Menschen gerade im Sportverein ein Insel der Beruhigung finden, wo man das tun kann, was man gerne macht, und wo vor allem der normale menschliche Kontakt im Vordergrund steht.
Vor der Zukunft des Vereinssports ist mir daher nicht bange, wir müssen es nur angehen. Worte, die in den letzten 125 Jahren immer wieder gefallen sind, die im Jahr 2017 daher immer noch Gültigkeit haben.
Michael Maurer, Generalsekretär ASKÖ Bundesorganisation