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Die Arbeiterradfahrer

Alois Zipfinger war einer der Pioniere des Arbeiter-Radfahrerverbandes. Er führte den Verband von 1899 bis 1928. ARBoe-01-01 Zipfinger.jpg

Radfahren „boomte“ Ende des 19. Jahrhunderts. Viele Menschen wollten Fahrradfahren lernen und wer zumindest ein wenig Geld zur Seite legen konnte, schaffte sich ein Fahrrad an. Das Fahrrad war ein kleines Stück Freiheit. Die ersten Radfahrer waren noch mit Hochrädern und sogenannten „Kissenrovern“ unterwegs. Das Radfahren war zunächst nur Männern über 18 Jahre gestattet. Wer mit dem Fahrrad fahren wollte, brauchte auch einen Erlaubnisschein, für den eine hohe Gebühr zu bezahlen war. Auch die Radfahrer begannen bald, sich in Vereinen zu organisieren, um sich beim Erlernen des Radfahrens zu unterstützen und gemeinsame Ausfahrten zu unternehmen.

Arbeiter der Wiener Banknoten-Druckerei der „Österreichisch-Ungarischen Bank“ (dem Vorgänger der heutigen Nationalbank) organisierten um 1890 erste gemeinsame Ausfahrten mit dem Fahrrad. 1893 entschlossen sie sich zur Gründung eines Vereins, den sie „Die Biene“ nannten. Der frühe Dienstschluss um 19 Uhr war damals ein Privileg, das es den Radfahrern ermöglichte, auch wochentags Ausfahrten zu unternehmen.[1]

Am 30. April 1899 trafen sich im Ottakringer Gasthaus „Zum roten Bretzen“ rund zwei Dutzend Männer, die sich dem Radfahren verschrieben haben. Es waren die Vertreter von elf Vereinen in Wien und Umgebung mit zusammen immerhin rund 1000 Radlern. Sie schlossen sich zusammen um wie es hieß ihre gemeinsamen Interessen besser vertreten zu können. Was herauskam war der „Verband der Arbeiter Radfahrer-Vereine Österreichs“, der Vorläufer des heutigen ARBÖ.

Um 1900 existierten in Österreich-Ungarn schon 58 Radfahrvereine, von denen sich 34 im „Arbeiterradfahrerverband“ (gegr. 1898), dem Vorläufer des heutigen ARBÖ zusammengeschlossen hatten. Auch hier war das Wachstum gewaltig: 1914 waren bereits 423 dem Verband angeschlossen. Nicht weniger als 24000 Mitglieder gehörten diesen Vereinen an.

Erste Serviceangebote machten die Mitgliedschaft auch abseits politischer Verbundenheit attraktiv: Der Verband bot seinen Mitgliedern eine Unfallversicherung. Auch Ausbildung stand am Programm. Leopold Hauer etwa, der spätere Ehrenpräsident des ARBÖ, brachte selbst Viktor Adler das Radfahren bei und stellte ihm ein „Reifezeugnis“ aus, als dieser die hohe Kunst der Fortbewegung auf zwei Rädern beherrschte.

Für die politische Arbeit der Sozialdemokraten waren die Arbeiterradfahrer überaus wichtig: Als „Rote Kavallerie“ unternahmen die Radfahrer immer wieder Ausfahrten auf‘s Land, um Propagandamaterial zu verteilen. 

Im Jahr 1927 wird berichtet, dass die Steirischen Arbeiterradfahrer zum Verband stießen. Aber mehr als das. Ebenso stolz wurde vermerkt, dass bereits über 1200 organisierte Arbeiter-Motorradfahrer hinzugekommen waren. Diese beteiligten sich 1928 erstmals an der Auffahrt zum 1. Mai.

Damit entstand auch der neue Verbandsname mit der gleich gebliebenen Abkürzung: „Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbund Österreichs“, kurz ARBÖ.

Erste Arbeiter-Radfahrvereine

  • 1893: Radfahrerverein „Biene“ in Wien
  • 1894: Radfahrerverein Apollo
  • 1895: Radfahrerverein „Bruderbund“ in Wiener Neustadt und Radfahrerverein Favoriten
  • 1896: Wien Landstraße
  • 1898: Linz Neunkirchen, Klosterneuburg, Fischamend

Alois Zipfinger war einer der Pioniere des Arbeiter-Radfahrerverbandes. Er führte den Verband von 1899 bis 1928.

Den vielen Gründungen von Arbeiter-Radfahrer Vereinen stand die Behörde seinerzeit nicht nur wegen der politischen Unliebsamkeit der „Roten Radler“ skeptisch gegenüber. Häufig war die vermeintliche Gefahr, die man mit der Tätigkeit des Radfahrens verband, der Grund für allerlei Auflagen.

Das Radfahren war anfangs nur Männern über 18 Jahren gestattet und das auch nur nach Ablegen einer Prüfung und Ausstellung eines Dokuments, sozusagen eines Führerscheines. Für diesen „Velociped-Erlaubnis-Schein“ war die für damalige Verhältnisse sehr hohe Summe von 1 Gulden zu bezahlen. Erhalten ist uns im Original dieses Dokument von Albert Sever.



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