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Wien

In Wien fiel die Wiedererrichtung des ASKÖ in vielen Bereichen mit jenen der Bundesorganisation zusammen. So wurden bis zum Dezember 1947 beider Agenden vom Bundessekretariat wahrgenommen. Die enge Verbindung zwischen der Wiener SPÖ und den ASKÖ-Funktionären ermöglichte schon in den vierziger und fünfziger Jahren große Fortschritte in der Sportförderung.

Bereits 1946 wurde der Sportförderbeirat wieder eingerichtet. Einer der Mitarbeiter war Hans Kratky, WAT Funktionär und technischer Leiter der ASKÖ Wien.

Die Sportstättenmisere war auch in Wien allgegenwärtig. Ein wenig Verbesserung der finanziellen Situation brachte das Sporttotogesetz (1949). Ursprünglich aus einem Wiederaufbaufonds entstand in Wien 1947 der „Sportgroschen“, ein Gesetz sah Abgaben für die meisten Sportveranstaltungen vor, die nach einem bestimmten Schlüssel wieder an die Sportorganisationen verteilt wurden.

Eine grundsätzliche gesetzliche Regelung der Sportförderung gelang aber auch in Wien erst mit dem Landesgesetz 1972.  Die Enquete „Sport in der Bundeshauptstadt“ im Jahr davor bereitete auf Betreiben des damals erst kurz in dieser Funktion befindlichen Erwin Lanc dieses Gesetz im Wesentlichen vor. Einen weiteren Schritt verzeichnete die ASKÖ 1978 als Erfolg auf ihr Betreiben, das Sportstättenschutzgesetz. Ohne diese Instrumente wäre das sportliche Leben in Wien auch heute noch undenkbar.

Die Aufbauarbeit der 50er und 60er Jahre in Wien war solide und dennoch unauffälliger als die spektakulären Fortschritte der Zwischenkriegszeit. Erst neuerliche Großveranstaltungen brachten mehr Präsenz in der Öffentlichkeit. So zählte das Bundesfest 1967, bei dem das 75. Jubiläum des Arbeitersports gefeiert wurde, zu den größten Nachkriegsveranstaltungen in Wien.

Als Präsidenten nach 1945 standen Franz Mayer und Kurt Heller, gefolgt von Erwin Lanc und Dr. Franz Löschnak der ASKÖ Wien in den Zeiten des Wiederaufbaues und der Neuorientierung vor.

In Zusammenarbeit mit der Stadt Wien entstanden zahlreiche Sportanlagen. Nicht nur spezialisierte, hauptsächlich einer Sportart dienende Anlagen, sondern auch multifunktionale und freizeittaugliche Anlagen wie etwa der „Freizeitpark Schmelz“ waren dabei.

Der Wandel der sozialen Strukturen aber auch das sich ändernde Freizeitverhalten brachten wirtschaftliche Notwendigkeiten für den Wiener Landesverband mit sich. Als großer Sportplatzerhalter und auch als Veranstalter vieler Sportveranstaltungen wurde ein wirtschaftlich orientierter Zweig ins Leben gerufen, das „Sportservice Wien Sport“. Hier diente man nicht nur dem Vereinssport, auch Schulsportveranstaltungen wurden im großen Stil abgewickelt. Die Wiege der Fußball-Schülerliga stand ebenfalls bei den „Wiener Sporttagen“ der Jahre 1972 und 1973.

Der Sportplatz war unser ganzer Stolz

Die Sportanlagen der Arbeitersportler waren mehr als bloße Freizeitanlagen. Ihre sportlichen Heimstätten waren meist mit eigener Hand erbaut worden, ohne finanzielle Mittel und anfangs gegen den Widerstand der „bürgerlichen“ Vereine. Alle Anlagen, die den ASKÖ Vereinen vor 1934 zur Verfügung standen, waren nach dem Krieg weitgehend zerstört. Leopold Stipkovich, langjähriger WAT-Obmann und ASKÖ-Funktionär beschrieb die Situation so: „Ein wesentlicher Teil unserer Bemühungen knapp nach 1945 war das Zurückbekommen unserer Werte, wobei das insofern schwierig war, weil wir ja zwei Mal konfisziert wurden. Im Jahr 1934 haben die Schwarzen alles weggenommen, und im 38er Jahr haben die Nazis den Schwarzen alles weggenommen. Das alles ‚herauszuklezeln‘ war eine gewisse Schwierigkeit.“

Zwar hatte der Sport 1947 bereits aus eigener Kraft einen beachtlichen Wiederaufbau geleistet. Doch die Kriegsschäden und die Zweckentfremdung von Sportstätten konnten nicht so leicht beseitigt werden. Freibäder wurden zu Löschteichen, Sportplätze zu militärischen Exerzierplätzen und die wenigen Sporthallen waren nicht beheizbar, von Duschen oder ähnlichem keine Rede.


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