Burgenland

Das Burgenland kam erst 1921 zur Republik Österreich. Zu dieser Zeit waren die ersten Arbeitersportvereine in anderen Teilen des Landes schon fast drei Jahrzehnte aktiv.

Waren es anderswo die Turner, Naturfreunde und die Radfahrer, die am Anfang der Bewegung standen, so hatten im Burgenland die Fußballer die Nase vorne, die anderen Sportarten folgten erst danach. Fußball hatte den Vorteil, besonders in ländlichen Regionen, dass zunächst keine besonderen Sportanlagen und –einrichtungen notwendig waren. Den Ansprüchen dieser Zeit genügte ein Stück Wiese, die Tore konnte man selbst basteln.

 

Fast alle burgenländischen Fußballvereine der Anfangszeit waren Arbeitervereine. Daher konstituierte sich im Jahr 1924 die Landesgruppe Burgenland des VAFÖ, des Verbandes der Arbeiter-Fußballvereine Österreichs. Das ASKÖ-Landeskartell, wie es damals hieß, für das Burgenland konstituierte sich zwei Jahre später, 1926.

Burgenlands Sport war fast ganz „rot“

In den späten 20er Jahren waren fast alle burgenländischen Vereine beim ASKÖ. Im Norden deckte er überhaupt das gesamte Sportspektrum ab und im Süden waren zwei Vereine keine Arbeitersportklubs. Anfang 1934, vor der Auflösung durch den Ständestaat zählte man rund 2500 Mitglieder.

 

Viele Verluste – schwerer Neustart

Wie kaum ein anderes Bundesland beklagte das Burgenland in den ersten Nachkriegsjahren das Fehlen der „alten“ Funktionäre, vor allem beim ersten offiziellen Landestag 1947. Vieles verdankt man – und führt ihn auch namentlich in den Rückblicken immer wieder an – dem schon seit 1926 in der Arbeitersportbewegung des Landes maßgeblich wirkenden Hans Bögl. Er wurde später auch der erste freigewählte sozialistische burgenländische Landeshauptmann.

Das Burgenland stand im Jahr 1945 unter dem Eindruck zusätzlicher politische Unsicherheit. Ein Verfassungsgesetz über die Wiedererrichtung des Landes Burgenland, erlassen am 29.8.1945, war nötig um die Lage zu klären und das Burgenland auch formal wieder zu einem Teil Österreichs zu machen.

Trotz materieller Not und der Unsicherheiten entstanden in den späten 1940er Jahre immer mehr ASKÖ-Vereine. Als weiterer Motor der Bewegung wirkte Alfred Breithofer, zunächst als Landessekretär, danach als Landesobmann und Vizepräsident.

Dennoch erstarkte der ASKÖ im Burgenland zusehends. Gab es 1948 rund 300 Mitglieder, so wuchs die Organisation 1949/50 auf 1940 Mitglieder in 14 Vereinen, 1952 auf 2767 SportlerInnen in 23 Vereinen. Zusammen mit ARBÖ und Naturfreunden wurde die 5000er Marke überschritten. Es ging aber noch weiter, 1969 wurden 15.159 Mitglieder in 55 Sportvereinen, 29 ARBÖ- und 12 Naturfreundegruppen gezählt. Und bis zu den 80er Jahren hatte sich die Mitgliederzahl abermals nahezu verdoppelt.

LAbg. Josef Mayer, 1976 zum Präsidenten der ASKÖ Burgenland gewählt konnte beim Landestag 1980 auf einen Gesamtmitgliederstand von 27.276 verweisen fünf Jahre später waren es über 30.000. Dieser Anstieg ist nicht zuletzt der Sportförderpolitik unter den beiden Landeshauptmänner Bögl und Kery (beide SPÖ) zu verdanken.

Auch bei den Sportarten gab es ständig steigende Vielfalt. Konnten die Sportlerinnen und Sportler in den ersten Nachkriegsjahren nur aus einer Handvoll Sportarten wählen, so waren es 1969 vierzehn, und 1985 schon über dreißig. Dabei ging die Vormachtstellung des Fußballs sukzessive zurück. 1969 wurde in 55 Vereinen zu über 90 Prozent Fußball gespielt, 1985 betrieben dann schon über 50 Prozent der Vereine andere Sportarten. Ein besonderes Phänomen ist auch hinsichtlich der sozialen Ausgewogenheit zu bemerken. Immer mehr Sportarten, die früher einer kleinen privilegierten Bevölkerungsschicht vorbehalten waren, konnten nach und nach von jedermann/frau ausgeübt werden.

Statistische Werte zeigen allerdings nicht, dass immer weniger Menschen im Burgenland Fußball spielen. Es ist vielmehr so, dass immer mehr Menschen den Weg zum Sport gefunden haben und eben andere Sportarten betreiben.

Mit dem stetigen Anwachsen der Freizeit wächst auch der Wunsch nach mehr Lebensqualität. Sport wird nicht mehr nur mit Leistung assoziiert, er bedeutet in zunehmendem Maße auch freudvolle Freizeitgestaltung und gesteigertes Körper- und Gesundheitsbewusstsein.

Wie sehen der Präsident der ASKÖ Burgenland, Christian Illedits, und Landesgeschäftsführer, Andreas Ponic, ihren Verband heute?

Präsident Christian Illedits

Wie siehst du die ASKÖ Burgenland in deinem Bundesland positioniert? 

Gemeinsam mit ihren 237 Vereinen hat sich die ASKÖ in den letzten Jahren als burgenländischer Sportdachverband Nr. 1 im Bereich der Fitness- und Gesundheitsförderung etabliert. Diese Positionierung resultiert daraus, dass wir alle Leistungslevels und Sparten bedienen. Das Angebot reicht vom Breitensport bis hin zum Spitzensport und von etablierten Sportarten bis hin zu Rand- und Trendsportarten. Insbesondere im Wettkampfbereich legen wir dabei besonderen Wert auf die Forderung und Förderung des Nachwuchses. Im Fokus all unserer Tätigkeiten stehen Qualität und Innovation.

Welche Schwerpunkte hat dein Landesverband aktuell, worauf bist du besonders stolz?

„Wir bewegen Burgenland“ bezeichnet gleichermaßen eine Projektschiene als auch den Leitsatz des Landesverbandes, dessen Vereine bereits stolze 11.690 Mitglieder zählen. Demgemäß ist es unsere Zielsetzung, auch jene 60 Prozent der Landesbevölkerung zu regelmäßiger Bewegung zu motivieren, die derzeit sportlich inaktiv sind. Dieses Vorhaben realisieren wir Schritt für Schritt durch gezielte Maßnahmen. Einen Meilenstein auf diesem Weg konnten wir gemeinsam mit Sportminister Hans Peter Doskozil setzen. Seit dem laufenden Schuljahr wird die „tägliche Sport- und Bewegungseinheit“ als Pilotprojekt an den burgenländischen Pflichtschulen umgesetzt und zeigt erfolgreich, dass sich Kinder und Jugendliche unter professioneller Betreuung gerne täglich bewegen.

Wo geht die Entwicklung deines Landesverbandes in den nächsten Jahren hin?

Der Landesverband Burgenland wird Bewährtes sichern und seine Stärken künftig professionalisieren. Die Unterstützung unserer Funktionärinnen und Funktionäre, als Uraufgabe der ASKÖ und Basis des Erfolges, soll fortlaufend optimiert werden. Zugleich reagieren wir auf die gesellschaftliche Dynamik und die Trends der Branche. So planen wir etwa unser Angebot für ältere Generationen weiter auszubauen und die „tägliche Turnstunde“ fest in die Schulstrukturen zu integrieren. Ein wichtiges Anliegen ist mir auch die Sportinfrastruktur. Nur wenn wir gemeinsam für adäquate Sportstätten sorgen, können wir unserer Maxime gerecht werden und künftig noch mehr Burgenländerinnen und Burgenländer bewegen.

Landesgeschäftsführer Andreas Ponic:

Wie siehst du deinen Landesverband in deinem Bundesland positioniert?

Neben dem gewohnten Service für die Vereine hat sich der Landesverband sehr stark als Dienstleister für die Fitness- und Gesundheitsförderung als flächendeckender Anbieter für Gesundheitstrainingskurse von Kindesbeinen an und als Vorreiter bei Initiativen wie „Kinder gesund bewegen“  positioniert.

 Welche Schwerpunkte hat dein Landesverband aktuell, worauf bist du besonders stolz?

Auch nach 125 Jahre Arbeitersport sind die Sportvereine ein wichtiger Bestandteil in der burgenländischen Gesellschaft. Die Zahl der Mitgliedsvereine in der ASKÖ Burgenland steigen wieder und viele neue Sportarten kommen dazu. Aktuell ist die Umsetzung der „täglichen Bewegungs- und Sporteinheit“ in einem Pilotprojekt als Meilenstein zu  bezeichnen.        

 Wo geht die Entwicklung deines Landesverband in den nächsten Jahren hin?

Wir werden als Landesverband den erfolgreich eingeschlagen Weg fortsetzen.  Mit Unterstützung der Vereine werden wir mit innovativen Projekten und Maßnahmen  die BurgenländerInnen zur Bewegung motivieren.  Unser Ziel ist es in jeder Gemeinde zumindest ein Bewegungsangebot für jede Generation anzubieten und so im Burgenland mehr aktive und sportliche BurgenländerInnenn als „Sportmuffeln“  zu haben.



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