„Die körperliche Erziehung und damit der Körpersport muss eine allgemeine Einrichtung werden, wie es heute die Schule ist. […] In jeder Schule, Kaserne muss ein grosser, modern eingerichteter Turnsaal sein und an Stelle des jetzigen Festsaales kommt, da mit dem Turnsaal hoffentlich nicht das Auslangen gefunden werden kann, ein zweiter Saal für schwedische Gymnastik, für Ringen, Fechten etc. Diese Säle sind an den Abenden an Turn-, Ring-, Schwerathletik- und Fechtvereine gegen billiges Entgelt zu vermieten.“ [1] Ebenso seien Freiluft-Anlagen mit zwei Fußballplätzen sowie Lauf- Wurf- und Sprunganlagen zu errichten. „Auf diesen Sportplätzen wird vom frühen Morgen bis zur Dunkelheit Betrieb herrschen. Vormittags und am frühen Nachmittag übt die Schuljugend und das Militär; im Anschluss daran sind die verschiedenen Sportvereine bis zum Einbruch der Dunkelheit Benützer der Plätze; an Sonn- und Feiertagen finden auf ihnen die Sportfeste statt.“ [2]
Auch die Errichtung öffentlicher Badeanstalten und eines Stadions im Prater, das für Massensportfeste genutzt werden kann, standen auf Bernatz‘ Wunschliste. „Wien hat sehr viele – Kirchen, aber wenig brauchbare Hallenbäder. Das einzige große Hallenbad, das Dianabad, gehört einer kapitalistischen Aktiengesellschaft schlimmster Sorte. - Bäder aber sind kein Luxus, sondern ein Volksbedürfnis. Das Badengehen und Schwimmenlernen ist für jedes Schulkind zumindest ebenso ein wichtiger obligatorischer Unterrichtszweig, wie Schönschreiben, Religion und Handarbeit. Hallenbäder müssen Staat und Kommune in allen Bezirken errichten (...)“ [3] Bernatz kurzer, in den unruhigen Märztagen 1919 hingeworfener Aufsatz spiegelt die revolutionäre Stimmung des Jahres 1919 wieder. Er umreißt aber auch in kurzen Worten das Programm, das die Stadt Wien in den Jahren bis 1934 im Bereich des Sports umsetzen sollte: Die Errichtung von Bädern, neuen Schulen mit Turnsälen und der Bau des Wiener Stadions.
[1] Bernatz, Theo: Die Sozialisierung des Körpersports. In: Sportblatt am Mittag, 28. 3. 1919, 3. Wenige Monate nach dem Umbruch im Frühjahr 1919 war die Sozialisierung der großen Produktionsbetriebe eine der Kernforderungen der Arbeiterbewegung. Der Begriff „Sozialisierung“ - also der „Vergemeinschaftung“ von privaten Produktionsmitteln – entsprach dem Zeitgeist des Jahren 1919 und wurde von Bernatz analog auf den Sport umgelegt.
[2] Ebd.
[3] Ebd.